Gloria VW T4 1997 Restauration


Hier geht es in erster Linie nicht um einen Reisebericht, sondern um unser 2021´er Corona-Sommerprojekt.

Wenn man eh nicht richtig verreisen kann, dann kann man auch den T4 Multivan eines Arbeitskollegen, für die Tochter, herrichten.

Die Eckdaten des Autos: Alter 24 Jahre, Benziner, gute 340000 km gelaufen, einfache Ausstattung, aber Multivan Schlafsitzbank, Westfalia Hubdach, Lüftungsblech, Kederleiste, Heckfahrradträger, Anhängerkupplung, fairer Preis.

Zustand: TÜV neu, einige Neuteile, sichtbarer Rost, Gebrauchsspuren, sporadische Probleme beim Anlassen.

Der Plan: Ein wenig Rost entfernen, ein wenig neue Farbe drauf und die Startprobleme können ja nichts großes sein, da er ja problemlos läuft, wenn er einmal angesprungen ist.

Die Realität: Ca. 3 Monate Arbeit, ganztägig im Urlaub und an den Samstagen und unzählige Stunden am Abend nach der Arbeit.

Das Ergebnis: Viel gelernt, neue Freunde gefunden, eine gute Basis für die nächsten Jahre geschaffen, und das Wichtigste, die Tochter glücklich gemacht, als er endlich fertig war, zuverlässig lief und sie mit dem Wagen die Welt erkunden konnte.

Vorher - Nachher


Natürlich haben wir vor dem Kauf die Eckpunkte durchgesprochen und dort auch entschieden den Wagen zweifarbig zu lackieren. Der meiste Rost war an den Radläufen, den Kotflügeln und im Einstieg erkennbar und uns war schnell klar, dass wir das Weiß nicht sauber dranlackiert bekommen. Außerdem setzt die zweite Farbe einen schönen Akzent.

Dann war auch klar, dass wir auf dem Hof so ein großes Auto nicht gut sprühen können und deshalb haben wir uns für die Rolle entschieden. Dadurch bekommt der Lack natürlich eine "Orangenhaut" und das Ergebnis wird etwas matter, aber der Rostschutz ist hoffentlich Aufgrund des dickeren Auftrages haltbarer. 

Der lange Weg

 

Wie schon geschrieben war uns bekannt, dass wir alle Radläufe entrosten und neu konservieren müssen. Je mehr wir den Unterbodenschutz in den Radkästen oder am Unterboden entfernten, desto mehr Rost und Löcher kamen zum Vorschein. Alles nicht an tragenden Teilen, aber als Fazit können wir weitergeben, dass ein frischer TÜV keine Garantie für böse Überraschungen ist. Früher oder später hätten die aufgedeckten Stellen richtig Probleme gemacht. 

Jetzt sollte die nächsten Jahre aber erst einmal Ruhe sein.

 

 

Hier ein paar Bilder vom Ausgangszustand und dem Arbeitsfortschritt.

Kompost im rechten Radlauf
Kompost im rechten Radlauf
Auch im Motorraum muss viel entfernt werden um langfristigen Rostschutz durchzuführen
Auch im Motorraum muss viel entfernt werden um langfristigen Rostschutz durchzuführen
Gereinigt und ohne Kompost geht die Arbeit gut von der Hand
Gereinigt und ohne Kompost geht die Arbeit gut von der Hand
Eine Überraschung waren die großen Löcher in den inneren Radläufen
Eine Überraschung waren die großen Löcher in den inneren Radläufen
Auch an der Schiebetür nagt der Rost
Auch an der Schiebetür nagt der Rost
Und auch hier lässt sich alles richten
Und auch hier lässt sich alles richten
Weiter geht es am Unterboden
Weiter geht es am Unterboden
Aufgrund der Größe benötigt man für den Unterboden 2 ganze Tage
Aufgrund der Größe benötigt man für den Unterboden 2 ganze Tage
Zur Abwechslung geht es beim Innenausbau weiter
Zur Abwechslung geht es beim Innenausbau weiter
Da hilft der beste Rostschutz nichts
Da hilft der beste Rostschutz nichts
Nach dem Schmirgeln kann Innen der Rostschutzlack aufgetragen werden
Nach dem Schmirgeln kann Innen der Rostschutzlack aufgetragen werden
Um an alle Teile heran zu kommen, muss die ganze Front zerlegt werden
Um an alle Teile heran zu kommen, muss die ganze Front zerlegt werden
Auch hier sieht es nicht besser aus
Auch hier sieht es nicht besser aus
Jeder T4-Fahrer sollte mal Prüfen ob er nicht auch Aktiv werden muss
Jeder T4-Fahrer sollte mal Prüfen ob er nicht auch Aktiv werden muss
Auch der Motorraum wird gereinigt
Auch der Motorraum wird gereinigt
Die Auffahrrampen sind eine gute Alternative zur Hebebühne
Die Auffahrrampen sind eine gute Alternative zur Hebebühne
Aus diesem Einkaufswagen soll ein Schubladenschränkchen entstehen
Aus diesem Einkaufswagen soll ein Schubladenschränkchen entstehen
Kleine Schäden und Wasser zerstören jeden Lack
Kleine Schäden und Wasser zerstören jeden Lack
Auch von Außen kann jetzt grundiert werden
Auch von Außen kann jetzt grundiert werden
Im linken Biotop wächst bereits ein Bäumchen
Im linken Biotop wächst bereits ein Bäumchen
Ein Blech nach dem anderen muss angefertigt und angepasst werden
Ein Blech nach dem anderen muss angefertigt und angepasst werden
Nach dem Abschleifen muss nur noch Konserviert werden
Nach dem Abschleifen muss nur noch Konserviert werden
Marode Schläuche können einfach ersetzt werden
Marode Schläuche können einfach ersetzt werden
Stück für Stück kommt der neue Lack drauf
Stück für Stück kommt der neue Lack drauf
Anstelle des Back to Back Sitzes gibt es jetz einen praktischen Stauraum
Anstelle des Back to Back Sitzes gibt es jetz einen praktischen Stauraum


Fehlersuche Startprobleme

Fehlerbeschreibung:

Ca. 4 Monate vor dem Kauf ist das Phänomen das erste Mal aufgetreten. Sporadisch lässt sich der Wagen nicht starten. Dabei dreht der Anlasser den Motor, er startet auch kurz und geht dann wieder aus. Diese Prozedur kann man so lange wiederholen bis die Batterie leer ist. Dabei startet er manchmal beim zweiten Versuch und manchmal auch garnicht. Wenn er dann läuft, läuft er total normal und zuverlässig und auch die Abgasuntersuchung beim TÜV war nicht auffällig. Der Fehler tritt dabei auch mehrmals am Tag auf oder auch erst nach 2 oder 3 Wochen. Im Fehlerspeicher stand sporadisch HAL-Sensor. Dieser sitzt im Zündverteiler und wurde vor dem Kauf, in der mir bekannten Werkstatt bereits getauscht, ohne sichtbaren Erfolg. Also eine Fehlmeldung?

Fazit:

Das kann ja nichts Großes sein. Ein Benziner braucht Kraftstoff und einen Zündfunken, mehr nicht. Also haben wir den Wagen trotz dieser Vorgeschichte gekauft.

 

1. Versuch Wegfahrtsperre:

Im T4 Forum wird dieses Fehlerbild im Zusammenhang mit der Wegfahrsperre beschrieben. Also erst einmal beide Schlüssel geprüft. Vielleicht ist hier ein Transponder defekt. Beide Schlüssel bringen aber den selben Fehler. Dann die Lenkradabdeckung geöffnet und die Lesespule optisch überprüft. Keine Auffälligkeiten, also Tacho ausgebaut und die Kontakte der Lesespule am Wegfahrsperrensteuergerät mit Kontaktspray gereinigt. Dieses liegt rechts, neben dem Tacho, im Amaturenbrett. Keine Änderung. Schaltpläne gewälzt und neben der Lesesspule den Zündanlassschalter verdächtigt. Also einen neuen Zündanlassschalter und eine gebrauchte Lesespule bestellt und eingebaut. Keine Änderung. Dann die Verkabelung vom Wegfahrsperrensteuergerät zum Motorsteuergerät durchgemessen. Jetzt das Wegfahrsperrensteuergerät verdächtigt. In diesem ist die Schlüsselnummer gespeichert, sprich, es kann nicht einfach auchgetauscht werden. Bei einem Tausch muss VW das neue Steuergerät auf die Schlüssel anlernen. Das ist nicht so ganz günstig und deshalb habe ich nach einem Weg gesucht das Steuergerät zu umgehen, sprich die Schlüsselerkennung zu deaktivieren. Im Netz bin ich dann auf einen in China gefertigen Wegfahrsperrensimulator gestoßen. Einen Versuch ist es wert. Also diese kleine Platine bestellt und ein zweites Steurgerät, von dem ich die Steckkontakte und das Gehäuse weiternutzen wollte. Ohne Lötkenntnisse  sollte man aber die Finger davon lassen. Ergebnis: Der Simulator funktioniert, aber der eigentliche Fehler bleibt bestehen. Also wieder zurück bauen. Jetzt bleibt also nur noch das Motorsteuergerät, welches die Daten von der Wegfahrsperre vielleicht nicht richtig verarbeitet. Also erst einmal ausbauen und alle Lötstellen an den Steckern nachlöten. Als das nichts veränderte doch für 300 € ein baugleiches Steuergerät gekauft. Auch das ohne Erfolg. Inzwischen sind 2 Monate und ca. 400 € vergangen.

Lesespule
Lesespule
Ausgebauter Tacho
Ausgebauter Tacho
Rechts im Bild das schwarze Kästchen ist das Wegfarsperrensteuergerät
Rechts im Bild das schwarze Kästchen ist das Wegfarsperrensteuergerät
Oben das Kabel zum Motorsteurgerät, Unten zur Lesespule
Oben das Kabel zum Motorsteurgerät, Unten zur Lesespule

2. Versuch Schläuche und  Zündung:

Bereits beim Reinigen des Motorraumes habe ich vorsorglich alle dünnen Schläuche überprüft und teilweise erneuert. Ansonsten die Luftansaugung gereinigt und auch diese auf Fremdluft überprüft. Das hat aber auch keine Änderung gebracht.

Als der Wagen bei einem Startversuch total abgesoffen war, war auf jeden Fall klar, dass die Benzinpumpe und Einspritzung funktioniert. Aber der Zustand der Zündkerzen war nicht der beste, also Zündkerzen erneuern und auch der Verteilerfinger und die Verteilerkappe waren schon sichtbar abgenutzt, also auch hier neue eingebaut. Zum Schluss im Dunkeln überprüft ob an einem der Zündkabel eine "Undichtigkeit" besteht. Jetzt bleibt ja nur noch die Zündspule. Diese hat aber bereits meine Werkstatt bei der Fehlersuche ausgeschlossen. Grundsätzlich kann man sagen dass der Wagen gefühlt besser anspringt und auch sauberer läuft. Der Fehler tritt aber sporadisch immer noch auf.

3. Versuch Relaisklappern:

Bei jedem Fehlversuch war ein lautes Klappern der Relais auf der Hauptplatine zu hören. Also wieder nachgelesen welche Relais beim Starten geschaltet werden. Schnell sind das Hauptrelais 30 und das Hilfsrelais 18 ausgemacht. Relais 30 wird über den Zündschlüssel geschaltet und Relais 18 schaltet unnötige Verbraucher während des Startvorgangs aus und danach wieder ein. Beide Relais lassen sich mit einem Netzteil und einem Messgerät ausmessen. Vorsorglich habe ich sie durch zwei gebrauchte vom Schrott getauscht, da ich natürlich das tatsächliche Zeitverhalten beim Ein- und Ausschalten nicht messen konnte. Natürlich hat dieser Tausch auch nichts gebracht. Dann habe ich die Plus- und Masseleitungen überprüft, da ich den Eindruck hatte, dass der Fehler bei voller Batterie seltener vorkam. Ursache für einen Spannungseinbruch beim Starten kann dabei nur der Anlasser sein. Dieser zog zwar kräftig durch, aber vielleicht zog er dabei so viel Strom, dass die Relais dadurch beeinflusst werden. Also auch hier die Spannung wärend des Startens gemessen und vorsorglich parallel zu den vorhandenen Masseleitungen zusätzliche Masseleitungen verlegt. So langsam wird man bei der Fehlersuche unlogisch, von daher kurzerhand den Anlasser gegen einen gebrauchten getauscht, natürlich ohne merkliche Verbesserung. Dann bleibt ja nur noch die sogenannte "Zentralelektrik" die für das Klappern der Relais zuständig sein kann. Das ist das Board links unter dem Lenkrad, auf dem alle Relais und die Sicherungen sitzen. Also auch hier eine gebrauchte Reserve gekauft, die Stecker beschriftet, alles fotografiert, dann alles abgesteckt und dann Stück für Stück wieder zusammen gebaut.

Die Zentralelektrik vor dem Wechsel
Die Zentralelektrik vor dem Wechsel
Oben drauf die Spannungsverteiler, Platz für Zusatzrelais und rechts der zentrale Massepunkt
Oben drauf die Spannungsverteiler, Platz für Zusatzrelais und rechts der zentrale Massepunkt
Und die abgesteckten Kabel, viel Spaß beim Zusammenbauen
Und die abgesteckten Kabel, viel Spaß beim Zusammenbauen

4. Versuch und Erfolg:

Inzwischen sind wir im 4. Monat der Fehlersuche. Zum einen weil man nicht immer dran bleiben kann, zum anderen weil die Bestellerei Lieferzeit kostet und zwischendrin hatte ich auch keine neue Ideen mehr.  Immer wieder kam der Kurbelwellensensor ins Gespräch, aber dieser kostet um die 300 €, ist gebraucht nicht zu bekommen und warum sollte dieser nur beim Anlassen defekt sein. Und der HAL-Sensor, welcher ja schon getauscht wurde, wir zwar sporadisch noch im Fehlerspeicher abgelegt, aber halt nicht immer. Sollen wir den Bus doch wieder verkaufen, wenn wir ihn nicht stabil zum Laufen bringen?

In dieser Situation kam ich mit einem Arbeitskollen ins Gespräch, welcher auch T4 fährt. Er bot mir an vorbei zu kommen und mit seinem Diagnosegerät mal zu schauen. Gesagt getan, das Fehlerbild und auch der Fehler bleiben gleich. Allerdings wird neben dem HAL-Sensor sporadisch auch "Steuergerät gesperrt" angezeigt. Beides lässt sich löschen und kommt sporadisch wieder. Bei diversen Startversuchen kann er die Wegfahrtsperre ausschließen und durch geziehltes Neustarten, immer wenn der Motor gerade ausgehen will, lässt er sich doch manchmal starten. Irgendetwas scheint ihm zu fehlen, um sauber durchzustarten. Ach so, das Relaisklappern hatte ich inzwischen auch herausfinden können. Und zwar wird das Relais 167, welches die Benzinpumpe ansteuert, vom Motorsteurgerät ausgeschaltet, wenn der Motor nicht durchstartet. Also was tun?

Aus lauter Verzweiflung habe ich im Vorfeld für 25 € einen neuen chinesischen Nachbau vom Verteiler ersteigert, welcher neben der Mechanik auch einen eingebauten HAL-Sensor, eine Verteilerkappe und Verteilerfinger besaß. Diesen haben wir dann genau so wie den alten eingebaut. Natürlich ohne Änderung des eigendlichen Problems. Nur so aus Spaß haben wir jetzt den Verteiler massiv verdreht. Dadurch veränderte sich das Fehlerbild. Das ursprüngliche erste Anspringen verschwand gänzlich. Nun näherten wir uns wieder der ursprünglichen Position und plötzlich sprang er ohne Probleme an. Allerdings steht er jetzt etwas verdreht zur originalen Position. Das Motorverhalten wurde dadurch nicht schlechter und so probierten wir über Tage aus ob das Anspringen stabil bleibt, was auch der Fall war.

Nach intensiver Suche im Netz sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass der Kurbelwellensensor und der Nockenwellensensor (HAL-Sensor) beim Start abgefragt werden und wenn diese nicht genau überein stimmen wird vermutet dass der Zahnriemen gerissen ist und deshalb wir der Motor vorsichtshalber abgestellt. Die beiden oben genannten Fehlermeldungen machen also irgendwie Sinn.

Bleibt noch die Frage nach der Ursache warum der Fehler ohne Veränderung des Motors entstanden ist. Wir können nur vermuten dass der Zündverteiler früher ganz knapp an der Erkennungsgrenze eingestellt war und sich jetzt eine Kleinigkeit verändert hat, was zu dem sporadischen Fehler geführt hat. Der Zahnriemen selber ist noch nicht so alt und die Spannung stimmt auch.

Puh, endlich fertig. Danke für alle Geduld und das mutige Schrauben meines Arbeitskollegen.


Erste Ausfahrt

 

Die erste Ausfahrt haben wir mit halb fertiger Lackierung und mit dem Fehlerbild nach Frankreich ins französische Jura unternommen.

 

Mit Starthilfekabel, Abschleppseil und Papas T4 als Servicefahrzeug konnte erste Campingerfahrung gesammelt werden.

 

Die ersten 200 km sind geschafft
Die ersten 200 km sind geschafft
Viele weitere Fahrten werden folgen. Gloria by Peewee
Viele weitere Fahrten werden folgen. Gloria by Peewee

Allzeit gute Fahrt!
Allzeit gute Fahrt!